Am zweiten Januarwochenende fand in Dresden die 2. Tagung des internationalen Projektes Varroaresistenz 2033 statt. Unsere Vorstandsmitglieder Danielle, Thomas, Bernd und Kristian waren als Vertretung unseres Vereins dabei.
Der Auftakt fand am Freitag als Vorstellungsrunde der Zuchtverbände statt. Wenn für uns auch etwas unvorbereitet und spontan, durften wir unseren Verein vorstellen. Danielle erklärte den noch jungen Zusammenschluss und wie es dazu kam. Thomas erzählte von den Zielen und wie wir das Thema Biotechnische Varroabehandlung und Resistenzgenetik in die Breite, also in die Imkerschaft in und um Nürnberg, bringen wollen. Völlig überrascht waren wir im Anschluss über das große Interesse an uns.

Neben dem Landesverband Bay. Buckfastimker mit Vertretern aus Ansbach (Stefan Luff und Holger Prosch) waren wir die einzige in einem Verein organisierte Zuchtgruppe aus Franken.

Es stellten sich der LSV Varroaresistenzzucht e.V., die Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht AGT für Carnica, die Union der Basiszüchter, Arista Bee Research, die Zuchtgruppe um Josef Birk und Gerhard Kottek (vormals SETBie-Projekt) aus Ba-Wü, Buckfast Süd und weitere Verbände und Vereine vor. Bekannte Gesichter aus der Imkerszene waren Paul Jungels (Vorreiter der Resistenzzucht; Luxemburg) und Stefan Mandl (Berufsimker mit 15.000 Bienenvölkern; Österreich) vertreten, der mit ca. 2.000 Carnica-Völkern selektiert.

Ebenfalls war Ludger Merkens als Vertreter der Montagsimker da (Bericht seit Montag 15.1. online).

In den Pausen konnten wir persönliche Kontakte knüpfen, Gespräche führen und uns rege austauschen. Wir haben uns mit Jörg Hinnerks von den Basiszüchtern (einfache Selektion für die Hobbyimkerei) und Josef Birk (ehem. SETBie; Genmaterial für unseren Verein), mit Dietmar Uhlemann vom LSV Varroaresistenz besonders verknüpft.
Unsere größte Überraschung war jedoch, dass sogar Paul Jungels auf Danielle zukam und mehr über unseren Verein wissen wollte. “Wir bleiben in Kontakt!”, so seine Aussage. Dabei sollte man wissen, dass Paul Jungels, ein eher zurückhaltender Mann, der den Hype um seine Person nicht wirklich mag ist. Ihm hat wohl unser Konzept zugesagt, wir sind gespannt, was hier in Zukunft geschieht.

Am Abend trafen wir uns zum gemeinsamen Abendessen am Goldenen Reiter an der Elbe. Hier war Zeit, um etwas vertiefter mit Imkernden der dunklen Biene, Carnica- und Buckfastbiene zu diskutieren.

Das hörte am nächsten Tag beim Frühstück natürlich nicht auf und ging weiter auf dem Weg zum Start um 10.00 Uhr zur Arbeitsgruppe um Dr. Ralph Büchler (Biotechn. Verfahren) und Thomas van Pelt (Biotechn. Verfahren Belgien) im Sächsischen Landtag. Was für eine beeindruckende Location, die VR2033 da organisiert hat. Nach dem Vortrag der beiden und einer offenen Diskussion, haben wir die AG BIOTECHNIK konkretisiert. Hierzu meldeten sich rund 30 Leute, als aktive Spezialisten, um mit einem einheitlichen gemeinsamen Konzept zu agieren. Danielle und Thomas haben sich natürlich hierfür gemeldet, da sie Potential für eine Erhöhung der Reichweite des Vereins sehen. Davon abgesehen, das ist unser Steckenpferd.
Zum Workshop war auch ein polnischer Hersteller von Bannwabentaschen dabei. Wir werden hier mal ein Angebot einholen, er ist deutlich günstiger als anderer Hersteller, da er sich auf Absperrgitter, Böden und Wabentaschen spezialisiert hat und große Mengen fertigt. Die Qualität wurde uns von mehreren Kollegen bestätigt und den Kontakt haben wir natürlich.
Nachmittags ging es dann ans Eingemachte. Knallharte Töne wurden von Züchterikone Eugen Neuhauser angeschlagen. Sein Appell richtete sich überwiegend an die etablierten Züchter und an die immer noch in manchen Gegenden ausgeprägten Sticheleien zwischen Carnica- und Buckfasthaltern. Er wies auch auf teilweise angespannte Verhältnisse zwischen Verbänden hin. Wir müssen an einem Strang ziehen. Als deutliche Warnung gab er den Hinweis, dass besonders die Viren eine große Rolle für die Gesundheit im Bienenvolk spielen und vermehrt Probleme machen. Auch deshalb ist eine Schwächung und Wegbereitung durch die Varroamilbe für die Viren ein Grund auf varroaresistente Bienen zu selektieren.



BartJan Fernhout, Leiter von Arista Bee Research, betonte den verantwortungsvollen Umgang mit der Honigbiene in Europa. Dieses Urteil kann er sich erlauben, da seine Projekte bis nach Hawaii reichen.
Es wurde u.a. auf die Wichtigkeit der Drohnen für flächendeckende Resistenzen hingewiesen. Drohnenbrutschnitt zur Milbenreduktion ist komplett überholt! Es gibt Genorte der VSH, wovon 5 schon bekannt sind. Es scheinen aber noch 4 weiter Genorte erkannt worden zu sein.

Als jedoch John Harbo aus den USA, der „Entdecker” der varroasensitiven Hygiene oder kurz VSH, online zugeschaltet war, wurde wieder einmal die erwerbsorientierte Bienenhaltung in den USA deutlich: „sterben Völker, können Völker verkauft werden”. Es konnten zahlreiche Fragen aus dem Publikum an ihn gestellt werden, sodass der Eindruck entstand, er wäre im Saal mit dabei.

 

Am Sonntag berichtete Juhani Lundén (Finnland) über die harte Selektion mit hohen Verlusten der Bienenvölker. Unglaublich, dass ihm beim Traktorfahren die zündende Idee über seinen Weg mit den Bienen und deren Widerstand gegen die Varroamilbe kam. Die kurze Vegetationsperiode in Finnland machte ihm die Selektion nicht einfach und er schickte Paul Jungels Königinnen zur Bewertung seiner Ergebnisse. Eindeutig identifizierte Paul die Königin mit den entsprechenden Eigenschaften, im Unterschied zu den ebenfalls zugesendeten Königinnen ohne die besonders deutlichen VSH-Hinweise. Der lange, aber erfolgreiche Weg von ca. 10 Jahren, mit immer geringeren Behandlungsmengen bei der Oxalsäureträufelung, war somit von Paul bestätigt. Eine leicht geringere Menge des Honigertrages, im Vergleich zu Bienenvölkern in seiner Region, nahm er zu Gunsten der Gesundheit seiner Bienenvölker in Kauf.

Dr. Büchler referierte am Samstag über biotechnische Verfahren, was durch Thomas van Pelt (Belgien) am Sonntag vertieft wurde. Mit Spannung erwarten wir die „Bedienungsanleitung” der biotechnischen Verfahren und hoffen, dass sich eine Finanzierung für die dazu vorgestellten Flyer ergeben wird.

 

Marie Förster, die Sprecherin des Projektes Varroaresistenz 2033, gab am Sonntag Einblicke mit ihrem Team, in die Öffentlichkeits- und Medienarbeit. Nicht nur anhand des gegebenen Applaus würde die unermüdliche Arbeit gewürdigt. Eifrig war das Medienteam unterwegs, ohne Vorbehalte dem Gegenüber, wurden Interviews gefilmt und Fotos gemacht.

Auch Peter Spieker beeindruckte durch seine Simultanübersetzungen, mit seiner ostfriesischen Gelassenheit, der in englischer Sprache gehaltenen Vorträge. Das hat so manchem Zuhörer das ohnehin auf Hochtouren laufende Gehirn entlastet.

All die Ankündigungen der Vorträge und Begrüßungen, Verknüpfungen von unterschiedlichsten Leuten, vorbehaltloses Miteinander der Halter unterschiedlicher Bienenrassen, der Wissenschaftler und Praktiker, war die uneingeschränkte Domäne von Tino Lorz.

Ach, es sind gar nicht alle hier aufzuzählen, die uns viel geistigen Input gegeben haben und auch durch ihr Engagement für das Projekt, sowie für die Bienen beeindruckt haben. Vermutlich wird im Maiheft des Bienenjournals einiges über die böse Milbe zu lesen sein und wir hoffen, dass Sebastian Spiewok auch über uns etwas schreiben wird.

 

Wenn es auch anstrengend war, unsere Köpfe rauchten, unsere Ohren und Augen deutlich beansprucht wurden, so sind wir mit neuen Ideen und Kontakten den Heimweg angetreten und können die neue Saison kaum erwarten.